Trekking-Tour Manaslu-Circuit + Tsum-Valley

Manaslu - Nepal
Das Objekt der Begierde: der 8.163 m hohe Manaslu

Im Mittelpunkt stand der 8.163 m hohe Manaslu - einer der elf 8000er dieser Erde. Ihn galt es zu umrunden - er ist auf zahlreichen Bildern zu sehen. Wie man unten in der Bildergalerie erkennt, führte der Weg entlang enger Schluchten, reißenden Bächen (die über z. T. wilde Brücken oder abenteuerlich überquert werden mussten), spektakulären Wasserfällen, verwunschenen Wäldern, verschlafenen Dörfern, in denen die Bewohner ein sehr hartes Leben führen, vorbei an Manimauern, zahllosen Gebetsfahnen, Klöstern, atemberaubenden Bergkulissen, türkisfarbenen Gebirgsseen. Unterwegs begegneten uns die unterschiedlichsten Tiere, neben Yaks vor allem Mulis und Esel, die die Verpflegung in den Dörfern oder die Rucksäcke und Ausrüstungen der Touristen transportierten. Insgesamt waren wir überrascht über die vielen Touristen, die auf dem Trek unterwegs waren. Dieser Teahouse-Trek ist kein Geheimtipp mehr. Da die Anzahl und Qualität der oft asketischen Übernachtungshütten und das spartanischen Essensangebot dem nicht standhalten konnte, war es oft problematisch, eine Unterkunft zu finden. Mehrfach mussten wir auf ein Zelt ausweichen oder zum nächsten Trekkingort weiter gehen. Das galt insbesondere für das Tsum-Valley, ein Seitental, dass erst vor wenigen Jahren für den Tourismus freigegeben wurde. Übrigens: der junge Mann auf vielen Bildern ist unser Guide Socra.

 

Im Kälteloch Nile wurden wir zusammen mit drei Singapuris in einer fensterlosen Vorratskammer ohne Licht und bei nächtlichen Temperaturen um dem Gefrierpunkt in der Hütte untergebracht. Überhaupt hat die Kälte einen ziemlich zu schaffen gemacht. Die Hütten waren komplett unbeheizt und selbst im Dining-Raum haben die Temperaturen die 10-Grad in höheren Lage nie erreicht. Das führte dazu, dass nahezu alle Trekker unter einer dauerhaften Erkältung mit Husten und laufenden Nasen litten. Dafür wurden wir tagsüber mit Sonnenschein, wolkenlosen Himmel und einer gigantischen Bergsicht belohnt.

Daramsalahz - Manaslu-Circuit
Daramsalah - die letzte Hütte vorm Pass

Der Tag der Passüberquerung


Gegen Ende des Treks galt es den 5.160m hohen Larkya-La-Pass zu überqueren, um ein paar Tage später auf den gut ausgebauten Annapurna-Trek zu stoßen, der uns dann zum Zielort Besi-Sahar bringt. Anfangs habe ich dem keine große Bedeutung beigemessen, hatte ich 2011 bereits in Ladakh einen 5.200m hohen Pass ohne größere Probleme überquert. Außerdem ist der Pass über den Annapurna-Circuit 300m höher.

Was die ganze Sache jedoch erheblich erschwert, ist die Tatsache, dass der Pass fast immer verschneit ist und meistens dort eisige Winde bis Stürme herrschen. Außerdem beginnt nach dem Pass ein extrem steiler (gefühlt fast senkrechter) Abstieg auf vereistem Gelände. Hinzu kommt eine mangelhafte Höhenanpassung, da man vorher sich fast immer auf lediglich 2.000 - 3.500 Höhenmetern befindet und der Weg zum Pass am Schluss sehr schnell nach oben ansteigt.

Unter den Trekkern machte sehr schnell die Frage die Runde, wann denn der Tag der Passüberquerung angesetzt ist (ähnlich wie: "wann ist denn Dein Entbindungstermin?"). Bei uns war es der 20.11. Da wir vorher noch einen Abstecher in das Tsum-Valley gemacht haben, waren uns Trekker, die mit uns gestartet sind und das Tsum-Valley ausließen, eine Woche voraus. Als wir (zurück vom Tsum-Valley) wieder auf dem Manaslu-Trek waren, kamen diese uns scharenweise entgegen - zusammen mit den absoluten Horror-Geschichten. Es muss dort wohl extrem schlechtes Wetter gewesen sein - angeblich mit Temperaturen zwischen -20 bis -30 Grad. Viele Trekker mußten notfallmäßig mit Hubschraubern ausgeflogen werden (O-Ton: "ich habe noch nie so viele Helikopter kreisen gesehen"). Kostenpunkt eines Helikoptereinsatzes: 5.000 - 6.000 US-Dollar. An eine Passüberquerung war nicht zu denken. Von denen, die es doch gewagt hatten, mussten zwei nepalesische Träger und ein Tourist mit Erfrierungen an den Händen ausgeflogen werden ("Hände so dick wie Luftballons, die Finger mussten in Kathmandu amputiert werden"). All das stimmte uns nicht gerade froh.

Wir hatten jedoch sehr viel Glück mit dem Wetter. Einige haben (vermutlich wegen der Horrorgeschichten) die Passüberquerung nicht gewagt und auch in unserem Umfeld mussten Trekker ausgeflogen werden (wegen Höhenkrankheit oder Magen-Darm-Problemen). Vor dem Tag der Passüberquerung gab es die nächste Hiobsbotschaft: am letzten Übernachtungsort sei das Gas ausgegangen, der Manager hätte die Hütte geschlossen und sei jetzt abgestiegen und befinde sich in unserem Ort (Samdo). Das hätte für uns bedeutet: eine zusätzliche Etappe an dem ohnehin schon harten Tag zu laufen mit jeweils 1.300 Höhenmeter Auf- und Abstieg. Einigen Trekkern gelang es, den Manager doch noch zu überreden, das wenigstens die Hütten in Daramsalah aufgeschlossen wurden. Wir erfuhren erst spät davon und erreichten Daramsalah gegen Abend. Alle Zimmer waren belegt und wir mussten eine Nacht im Zelt bei grimmiger Kälte überstehen (im Zelt -4 Grad - außerhalb -10 bis -15 Grad). Morgens um 5 Uhr haben wir uns im Dunkeln auf den Weg gemacht und am Vormittag die Passhöhe erreicht. Mir wurde es kurz schummrig vor Augen, ansonsten habe ich die Höhe gut vertragen. Der Abstieg war die erwartete Rutschpartie. Ca. 10-20 Mal hat es uns hingeschmissen. Aber jeder Tag hat ein Ende: nach  10 Stunden erreichten wir den ersten Ort Bimthang auf 3.800m Höhe. (die Gruppe mit den Singapuris, die mit uns in der Vorratskammer in Nile übernachtet haben, haben für die Strecke 21 Stunden gebraucht und kamen erst nachts an). Ach ja: wir haben nachgezählt: es waren noch alle 10 Finger dran!

Aufstieg im Dunkeln
Aufstieg im Dunkeln
Way to Larkya-La-Pass
Auf dem Weg zum Pass
geschafft
geschafft
Larkya-La-Pass
Larkya-La-Pass - 5.160 m
vor uns der steile, vereiste Abstieg
vor uns der steile, vereiste Abstieg
Descent from Larkya-La-Pass
beim Abstieg
Bimthang
kurz vor Ankunft in Bimthang - Hintergrund Manaslu von hinten
Light-Weight-Backpack
leicht unterwegs

Leicht unterwegs


Dass ich das Ganze so gut überstanden habe und die Tour auch nicht so hart wie die meisten empfunden habe, führe ich auf die Tatsache zurück, dass ich lediglich mit einem 7 kg schweren Rucksack unterwegs war. Damit war ich leichter als so mancher Trekker mit seinem Tagesrucksack, nachdem er vorher schon 20 kg seinem Träger gegeben hat. Wir konnten ganz auf Träger verzichten und mussten lediglich den für diese Tour obligatorischen Guide mitnehmen. Leicht sein hat viele Vorteile: ich hatte während der Tour keinerlei Rückenprobleme, kam in der Höhe nicht außer Atem und habe viele überholt. Und mir hat es - trotz der häufig widrigen Umstände - an nichts gefehlt!

Ausblick


Frank ist inzwischen zurück geflogen. Ich bin z. Zt. noch in Kathmandu, wo es inzwischen kaum noch Touristen gibt. Die Trekkingsaison ist zu Ende und auch hier ist es mittlerweile schon ziemlich kühl (die Temperaturen gehen nachts auf 7 Grad runter). Allerdings fliege ich schon übermorgen (29.11.) in das warme Kochi (Kerala-Südindien). Dort stehen eher entspannendere Dinge auf dem Programm: traditionsreiche Küstenstädte, eine Backwater-Tour (evtl. sogar im Kanu), evtl. Besuch einer Hillstation mit leichten Wanderungen auf der Suche nach wilden Elefanten und die letzten Tage in Goa am Strand. Von Goa aus fliege ich am 16. Dezember erst mal zurück nach München.

Ich halte Euch auf dem laufenden! Manfred

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Kommentare: 8
  • #1

    Klaus (Donnerstag, 28 November 2013 15:36)

    Das waren wieder wunderschöne und faszinierende Fotos.
    Nach Deiner Rückehr solltest Du Kontakt mit einem
    Kalenderverlag aufnehmen!

  • #2

    Birgit (Donnerstag, 28 November 2013 18:37)

    Wow, was für spektakuläre Bilder! Aber bei DER Tour hätte ich nicht dabei sein wollen...

  • #3

    Frank (Donnerstag, 28 November 2013 20:42)

    Vielen Dank, Manfred, für den Bericht und die Bilder und überhaupt!
    Da brauche ich gar nichts mehr hinzuzufügen. ;-)

  • #4

    Marita (Sonntag, 01 Dezember 2013 20:50)

    Ich bin schwerst beeindruckt - und schließe mich dem Kommentar von Klaus an. Deine Berichte und Bilder finde ich sehr faszinierend. Ich glaube, ich würde den Teil der Reise bevorzugen, der jetzt ansteht. Bin gespannt auf deine nächsten Berichte.

  • #5

    Bertold + Erika (Donnerstag, 05 Dezember 2013 18:34)

    Ich denke, da habt ihr eure Grenzen ausgetestet. Davon können die meisten "gewöhnlichen" Leute nur träumen. Ist vielleicht auch gut so. Wir freuen uns schon auf deinen Originalbericht mit den tollen Fotos. Weiterhin alles Gute!

  • #6

    Frank (Samstag, 07 Dezember 2013 20:25)

    Hier sind noch ein paar weitere Fotos und auch drei eindrucksvolle kurze HD-Clips, welche Manfred mit seiner hochwertigen Kamera gedreht hat: https://picasaweb.google.com/115138790340915732609/Nepal2013

  • #7

    Leila (Sonntag, 08 Dezember 2013 21:30)

    Ganz große Hochachtung, ich hätte solch eine Tour nicht überlebt.
    Gut, dass es solche Pioniere wie euch gibt!

    Text u. Fotos s. andere Kommentare, formidable!!!!!!!
    Leila

  • #8

    Tom Fedler (Sonntag, 15 Dezember 2013 14:01)

    Vielen Dank für den Bericht und die traumhaften Fotos :-)

Reiseblog von Manfred Jansen

Dies ist der Reiseblog von Manfred Jansen. Von August 2013 bis Juli (?) 2014 befinde ich mich auf einer Weltreise. Diese führt mich zuerst nach Sambia (August), danach auf dem Landweg von Deutschland entlang der südlichen Seidenstraße über Zentralasien schließlich nach Indien und Nepal. Nach einem kurzen Weihnachtsurlaub zu Hause steht für das erste Halbjahr 2014 der südamerikanische Kontinent auf dem Programm.

 

Dieser Blog soll Verwandte, Freunde und Bekannte über den Verlauf meiner Reise und meinem aktuellen Standort informieren. Über Rückmeldungen würde ich mich freuen. Möglichkeiten der Kontaktaufnahme sind das Gästebuch und das Kontaktformular. Außerdem würde ich mich über Eure Kommentare freuen.

 

In diesem Sinne: Euch allen eine gute Zeit!

Manfred

 

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