Inzwischen sind wir in Teheran angekommen. Wir hatten schon interessante Erlebnisse und Begegnungen. Hier könnt Ihr mehr lesen:
Der türkisch-iranische Grenzübergang:
Schon 5 km vor der Grenze erreichten wir die LKW-Kolonne (2-spurig), die auf den Grenzübertritt wartete. Da wir uns dort nicht einreihen wollten, fuhren wir links (auf der Gegenfahrbahn) an
diesen vorbei. Ich mag mir nicht vorstellen, wie lange sie wohl dort warten müssen, es waren mehrere hundert Fahrzeuge und ich habe nicht mitgekriegt, dass auch nur ein LKW in der Zeit
abgefertigt wurde, als wir dort waren. Wir kamen also an der Grenze an (Gegenverkehr gab es zum Glück nicht, da kein Fahrzeug von der anderen Seite der Grenze kam) und erreichten die türkischen
Grenzposten. Birgit musste aussteigen und zu Fuß über die Grenze gehen, während ich als Fahrer im Wagen sitzen bleiben musste. Erst mal warten. Dann wurde ich herangewunken. Das erste Problem gab
es, als ich meinen Reisepass vorzeigte, während ich bei der Einreise noch meinen Personalausweis vorgelegt hatte. Dieses Verhalten musste ich rechtfertigen. Danach warten. Schließlich durfte ich
5 m vorfahren. Dort musste ich meine Fahrzeugpapiere vorlegen, die ich auch schon an der ersten Station gezeigt hatte. Danach warten. Plötzlich ging das türkische Grenztor auf (dass iranische
blieb noch zu). Warten. Auf der anderen Seite sah ich Birgit sitzen, die die türkische Kontrolle zu Fuß passiert hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging das iranische Grenztor auf (Anmerkung:
wir waren der einzige PKW, der über die Grenze wollte, die ganze Prozedur dauerte jedoch 1 1/2 Stunden). Ich fuhr die 10 m zu Birgit vor. Danach ca. 20 Minuten warten. In dieser Zeit sprachen uns
irgendwelche Leute an, die anboten, Geld zu tauschen, was scheinbar dort toleriert wird. Wir ließen uns jedoch nicht darauf ein. Irgendwann kamen zwei Leute auf uns zu, die sich dann als
englischsprachige Helfer herausstellten, um mit uns die Grenzformalitäten abzuwickeln. Ihre Englischkenntnisse beschränkten sich jedoch auf das, was man bei uns in einem Jahr Schulenglisch lernt.
Ihr Status ist uns völlig unklar. Sind sie Angestellte der iranischen Grenzbehörden oder wird ihr Wirken dort nur toleriert? Sie nahmen von uns die Reisepässe und das Carnet de Passage und
brachten es nach innen. Von iranischen Grenzbeamten haben wir in der ganzen Zeit niemanden gesehen bis auf ein einziges Mal, als jemand herauskam und unser Fahrzeug inspizierte. Nachdem wir
wieder Ewigkeiten gewartet hatten, hieß es plötzlich, wir könnten fahren. Wir brauchten jedoch noch eine iranische KfZ-Haftpflichtversicherung, da die grüne Versicherungskarte hier nicht mehr
gültig ist. Sie stiegen zu uns ins Fahrzeug und fuhren mit uns zu einer Insurance noch auf dem Grenzgelände (unsere Pässe und Papiere waren noch in ihrem Besitz). Schließlich kamen sie mit einer
Versicherungskarte heraus und wollten von uns als Vergütung für ihre Dienste 100 € haben. Diese Forderung bewegte sich in einem völlig rechtsfreien Raum, da sie jedoch alle unsere Unterlagen
hatten, hatten wir eine schlechte Position. Wir gaben Ihnen 70 € und konnten dann fahren. Auf der anderen Seite das gleiche Bild: km-lange LKW-Kolonne, die auf den Grenzübertritt in die Türkei
warteten.
Täbriz
Die erste große Stadt, die wir erreichten (und wo wir übernachteten) war Täbriz. Unser Problem war, wir hatten kein iranisches Geld, da wir den Schwarztausch an der Grenze ablehnten. Unterwegs
hatten wir schon versucht, an Banken Geld zu tauschen, diese waren jedoch geschlossen. Auch im Hotel konnten wir kein Geld wechseln. Man verwies uns auf die Banken. In der ersten Bank im Ort
mussten wir eine Nummer ziehen, konnten die iranischen Zahlen jedoch nicht lesen. Man behandelte uns auf Nachfrage jedoch bevorzugt und erklärte uns, dass diese Bank kein Geld wechseln würde. Man
verwies uns auf die Nachbarbank, die jedoch geschlossen war (inzwischen war es 18:00 Uhr). Wir befanden uns mitten in der Stadt, es gab eine Bank neben der anderen mit Geldautomaten, die für uns
jedoch völlig nutzlos waren, da sie ausschließlich iranische Kreditkarten akzeptierten. Aufgrund des internationalen Boykotts ist der Iran nicht an das internationale Kreditkartennetz
angeschlossen (Visa und Mastercard sind amerikanische Institute) und hat sein eigenes (für den Iran gut funktionierendes) Netz aufgebaut. Wir waren mit Dollars, Euros, Visa- und Mastercard
bestückt, konnten uns jedoch damit nichts kaufen. Ich glaube, das letzte Mal, das ich ohne Geld durch eine Stadt ging (und ohne die Möglichkeit zu haben, welches zu beschaffen), war ich 17. So
aßen wir im Hotelrestaurant zu Abend, da wir das Essen auf die Hotelrechnung schreiben konnten.
Am nächsten Morgen gingen wir zu der besagten Bank, die in der Lage sein soll, uns Geld zu tauschen. Nachdem wir unser Anliegen vortrugen, entwickelte sich folgendes Gespräch:
Bankangestellte: "Ich empfehle Ihnen, zum (Schwarz-)Markt zu gehen. Dort bekommen Sie viel bessere Raten. Sie erhalten dort für einen Dollar 33.000 Rial, von uns bekommen Sie nur 12.000. Der
Markt öffnet um 11 Uhr. Sie können mit dem Taxi dorthin fahren." - "Erstens haben wir kein Geld, um das Taxi zu bezahlen. Zweitens können wir nicht bis 11:00 Uhr warten, da wir heute noch nach
Teheran weiterfahren müssen." - "OK, dann tauschen sie bei uns erstmal einen kleinen Betrag, so 5-10 Dollar." - "Wir möchten 50 Dollar tauschen. Wir müssen auch noch tanken". - Die
Bankangestellten unterhalten sich untereinander. - "OK, wir kennen den offiziellen Wechselkurs nicht. Wir wollen Ihnen aber helfen. Sie erhalten von uns 30.000 Rial für einen Dollar." - "Können
Sie uns eine Quittung darüber ausstellen?" - "Nein, das können wir nicht, da es nicht der offizielle Wechselkurs ist". Bei einer anderen Bank, bei der wir dann zusätzliches Geld eintauschten,
erhielten wir ebenfalls 30.000 Rial pro Dollar.
Das Hotelzimmer in Täbriz: Gebetsecke, die nach Mekka ausgerichtet ist.
Die Minibar mit Wasser, Säften, Keksen, iranische Gummibärchen und 78%iger Schokolade.
Das Problem mit dem Sprit. Es ist schwierig, im Iran offene Tankstellen zu finden. Der Iran ist zwar eines der führenden Ölförderländer, verfügt aber nicht über genügend Raffinerien, um die Benzinversorgung im eigenen Land sicher zu stellen (so steht es in unserem Reiseführer). Deswegen wird Benzin gegenüber der Bevölkerung rationiert. Touristen müssen zeitweise Benzingutscheine an der Grenze erwerben, was zuletzt wohl wieder abgeschafft wurde. Dennoch waren wir uns nicht sicher, ob wir gegen Bargeld Benzin tanken können. Das Englisch unserer Helfer an der Grenze war nicht gut genug, dass wir sie danach befragen konnten. Zum Glück hatten wir den Wagen noch in der Türkei vollgetankt, obwohl der Preis dort ein vielfaches höher war.Nach Täbriz wurde es jedoch Zeit, wieder zu tanken. Auf der Autobahn wurde auch regelmäßig die nächste Tankstelle mit km-Angabe angekündigt. Als wir sie erreichten, war sie geschlossen (teilweise gab es dort auch gar keine Zapfsäulen mehr). So langsam machten wir uns Sorgen. An der 3. oder 4. Tankstelle (inzwischen waren wir 160 km seit Täbriz gefahren) war gerade ein Tankwagen angekommen. Es bildete sich eine lange Schlange davor. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns anzustellen - immer mit der Ungewissheit, ob wir ohne Benzingutscheine Kraftstoff bekommen würden. Dies war dann zum Glück kein Problem. Wir mussten dann für 55 Liter auch nur umgerechnet 10 Euro bezahlen (in der Türkei hat die gleiche Menge noch 100 Euro gekostet). Na, da hat sich die Stunde Wartezeit doch gelohnt!
Der Alltag:
Zunächst einmal ist es hier wesentlich lockerer, als man es sich bei uns vorstellt: Frauen haben ein Kopftuch, das häufig nur aus einem bunten Schal besteht, der maximal zwei Drittel der Haare
bedeckt. Ansonsten werden häufig bunte Sachen getragen, zum Teil Leggings, Stöckelschuhe, offene Sandalen mit lackierten Fußnägeln etc.
Die Menschen gehören zu den freundlichsten und hilfsbereitesten, denen wir jemals begegnet sind. So hat uns z.B. in der U-Bahn ein Iraner bis zu unserer Hotelhaltestelle (die wir auf der
iranischen Karte nicht gefunden haben) begleitet, obwohl es überhaupt nicht auf seinem Weg lag.
Teheran:
In Teheran hatten wir einen Tag Zeit, uns die Stadt anzuschauen. Wir waren im Teppichmuseum, auf dem großen Bazar und dem Golestan-Palast, der noch prächtiger war als der Topkapi-Palast in
Istanbul, dafür aber mit nur einem Bruchteil an Besuchern. Vor allen die Spiegelsäle und das Museum aus der Schah-Zeit, das die Gastgeschenke der Staatsgäste ausstellte (u.a. von Kaiser Wilhelm
und Bismarck) waren sehr beeindruckend. In die große Moschee wollte man uns nicht hineinlassen. Der Verkehr in Teheran ist die Hölle. Fußgänger müssen höllisch aufpassen, dass sie auf dem
Zebrastreifen nicht plattgefahren werden (Ampeln gibt es nur weniger). Ich wundere mich, wie ich es mit dem PKW ohne Blechschaden zum Hotel geschafft habe.
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Leila (Montag, 23 September 2013 22:49)
Was für ein Bericht!!!!Gut, dass ihr die Geschichte vom Grenzübergang aufgeschrieben habt, das kann man sich ja später gar nicht merken!
Die Bilder von Teheran sind unwirklich schön, wie aus 1001 Nacht. Übrigens berichtete Dan, der vor kurzem auch im Iran war, Ähnliches über die Menschen. Er war begeistert von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft. .Mögen euch weiterhin freundliche und hilfsbereite Menschen begegnen!
Eure Leila