Birgit geht es wieder besser und so konnten wir einen Ausflug nach Moynaq unternehmen.
Die Region gilt seit 1992 als Weltkatastrophengebiet und die Stadt spiegelt eine der größten Umweltkatastrophen auf dieser Welt wieder: die Verlandung des Aralsees. In den 60er Jahren wurde seitens der Sowjets der Baumwollanbau in Zentralasien forciert. Dazu wurden zwei wichtige Zuflüsse des Aralsee (Syrdarja und Amudaryo) zur Bewässerung der Felder "angezapft", so dass kaum noch Wasser den Aralsee erreichte. Seitdem hat der ehemals viertgrößte See der Erde 90 % seines Wasservolumens und 75% der Wasseroberfläche verloren. Dies zeigt auch die Karte auf dem Denkmal. Der Wasserspiegel ist um 22 m gesunken, der Salzgehalt dagegen hat sich verzehnfacht. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind verschwunden. Die Gegend über den ausgetrockneten Aralsee wird von Sandstürmen geplagt, die hochgiftige Düngemittelrückstände der Baumwollindustrie aufwirbeln und über das Land verteilen. Eine signifikante Zunahme von Krankheiten wie Typhus, Hepatitis und Krebs ist in der Region zu verzeichnen. Moynaq, einst eine blühende Stadt der Fischindustrie, liegt heute mehr als 80 km vom verbliebenen Aralsee entfernt. Heute leben noch 8.000 Menschen in der Stadt, früher waren es dreimal so viele. Zu sehen gibt es dort - neben dem ausgetrockneten Aralsee - einen bizarren Schiffsfriedhof der einstigen Fangflotte.
Nekropolis - die Totenstadt
In der Nähe von Nukus gibt es einen gigantischen Friedhof. Die ältesten Grabstätten stammen aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, aber auch heute werden dort die Menschen beerdigt. Tote werden
nicht wie bei uns offiziell beerdigt und registriert, sondern die Angehörigen vergraben die Toten am selben Tag irgendwo auf dem Friedhof. Dabei spielt die Leiter, die als Bahre dient, eine
wichtige Rolle. Sie wird anschließend auf das Grab gelegt oder gen Himmel gerichtet, damit die Toten den Himmel erklimmen können. Die Gräber der Armen haben nur die am Boden liegende Leiter, die
weniger Armen ein Gitter um das Grab und die Reichen können sich ein eigenes Mausoleum leisten.
Hier in Usbekistan (zumindest in der Region Karakalpakistan, wo wir uns befinden), sind alle Tankstellen geschlossen. Es gibt offiziell keinen Sprit mehr zu kaufen. Als wir unseren Herbergsvater gefragt haben, was wir tun sollen, hat dieser uns 40 Liter organisiert. Plötzlich standen zwei Jungs mit ihrem Vater vor unseren Wagen und hatten acht 5-Liter-Plastikwasserflaschen mit Benzin dabei, die sie in unseren Tank füllten. Es gibt jeden Tag neue Überraschungen, so dass uns nie langweilig wird. Nach dem Katastrophentourismus der letzten Tage (Feuerkrater und Moynaq) steht nun Kultur mit den legendären Orten der Seidenstraße auf dem Programm: Chiwa, Buchara und Samarkand. Viele Grüße von Manfred und Birgit (und danke für die Genesungswünsche!).
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Leila (Donnerstag, 26 September 2013 21:19)
Liebe Birgit, erstmal, schön, dass du wieder gesund bist. Da sind wir alle beruhigt! Gut, dass man Manfreds Reiseapotheke nicht an der Grenze gefilzt hat. Siehst du etwa verdächtiger aus???!!!! ÄHhhh?
Eure Berichte habe ich wieder mit viel Freude und Interesse gelesen, obwohl, Freude? angesichts dieser schrecklichen Umweltkatastrophe..... Wie furchtbar, was der Mensch alles anrichten kann und welche(zunächst) unkalkulierbaren Folgen es für die Natur: Pflanzen, Tiere Menschen , gibt. Erschütternd!
Aufbauend dagegen die Leiterfriedhöfe, schon wieder ziemlich abgefahren!
Ihr erlebt jeden Tag so viel, wie viele ihr ganzes Leben nicht! Besonders schön sind die Geschichten von den Menschen und den Herbergsvätern, die euch helfen!
Freue mich schon auf die nächsten Berichte! Alles Gute und viel Glück an der nächsten Grenze!
Leila