Aus meinem Reiseführer: "Die inzwischen aufgegebene mitteralterliche Stadt ist trotz ihres vernachlässigten Zustandes noch immer ein architektonisches Juwel, wo mit Vogeldreck befleckte shikhara-Türme, verlassene Paläste, Haveli und mit Unkraut überzogene Sandstein-Kenotaphe die Ufer des ruhigen Flusses Betwa überragen".
Der Vogeldreck stammt überwiegend von den zahlreichen Geiern, die in den Momentalbauten nisten. Weitere Bilder von Palästen und shikhara-Türmen finden sich unten in der Galerie.
Exkurs: Zugfahren in Indien
In indischen Zügen gibt es die unterschiedlichsten Klassen zu finden. 1., 2., 3. Klasse mit oder ohne Airconditioning, Sleeper, Sitzplätze etc. Das ganze ist so komplex wie das Buchungssystem.
Bei den Langstreckenzügen, die unendlich langsam durchs Land fahren und für 3.000 km 3 Tage unterwegs sind, haben sich vor allem die Sleeper (Liegewagen ohne AC, der 3. Klasse zugeordnet) und die
3AC (dritte Klasse Liegewagen mit Klimaanlage) durchgesetzt. Die 3AC ist eine angenehme Klasse, darin fährt die indische Mittelschicht und wird inzwischen auch von mir bevorzugt.Die Leute sind
interessiert an Fremden und man kommt leicht ins Gespräch. So hat mir ein Inder seine gesamten ca: 1.000 Bilder von seiner 2-wöchigen Reise mit seinen 8 Kumpels von Mumbai über Orissa, Kalkutta,
Darjeeling, Kathmandu, Varanasi und zurück auf seinem kleinen Kameradisplay gezeigt. Als ihm erzählte, dass ich in den meisten Orten schon war, war er total begeistert, hat mich seinen 8 Kumpels
vorgestellt und zu sich nach Hause eingeladen. Im 3AC hat man garantiert seine eigene Liege, bekommt Kopfkissen und Bettwäsche.
Bei meiner letzten Zugfahrt (von Jhansi nach Gorakhpur Richtung nepalesische Grenze) habe ich jedoch nur noch eine Fahrkarte für einen Sleeper bekommen. Es war der blanke Horror! Der Zug hatte
zuerst eine Stunde Verspätung. Als ich in den Waggon wollte, war dieser von innen so voll, dass die Türen nicht mehr aufgingen. Als ich dies dem Bahnsteigbeauftragten mitgeteilt hatte, klopfte er
an eine Scheibe und lies ein Fenster öffnen. Ich staunte nicht schlecht, als er mitteilte, ich sollte mich oben durch das offene Fenster schwingen. Als ich von dort innen in den Wagen fiel, war
der Flur voll mit Menschen und noch mehr Gepäck. Irgendwie haben ich es geschafft, mich zu dem Abteil durch zu schieben, wo mein reservierter Platz war. Natürlich saßen dort schon 4 Inder auf der
von mir reservierten und bezahlten Liege. Ich konnte mich immerhin soweit durchsetzen, dass ich selbst auch noch auf der Liege sitzen konnte. Insgesamt waren in dem für 8 Leute vorgesehenen
Abteil 24 Personen (vom Gepäck ganz zu schweigen). Anstelle der vorgesehenen 72 Plätze im Abteil hielten sich dort bestimmt 300 Menschen auf. Ich kam völlig fertig nach ca. 13 Stunden aus
dem Zug raus (er hatte inzwischen 2,5 Stunden Verspätung). Ich werde nie wieder einen Sleeper betreten!
Ich bin danach noch 3 Stunden mit einem Bus bis zur nepalesischen Grenze gefahren. Zum Glück habe ich im Zug einen Nepali getroffen, der den gleichen Weg hatte und war mit ihm zusammen unterwegs.
So habe ich auch den richtigen Bus erwischt und er hat aufgepasst, dass ich im Hotel und anderswo nicht übers Ohr gehauen wurde. Inzwischen bin ich schon in Kathmandu (Nepal), wo ich auf Frank
warte und unsere Trekkingtour organisiere.
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Leila (Montag, 11 November 2013 21:37)
Nie wieder Sleeper!
Oh, Manni, was man so alles erleben kann, meine Phantasie reicht langsam nicht mehr, deine Realität hat sie schon längst eingeholt!
Leila