Kochi (Kerala - Südindien)

Kochi - Kerala-Südindien
Fähre in Kochi

Südindien ist anders als der Norden des Landes. Die Menschen sind dunkelhäutiger, Männer laufen viel häufiger in Röcken herum (im Norden findet man das fast nur in der Kaste der Unberührbaren - hier ist es fast Standard). Die Geschlechtertrennung in Verkehrsmitteln und in Warteschlangen wird noch rigoroser gehandhabt. Insgesamt ist es hier ruhiger und beschaulicher als im Norden. Es gibt hier vielleicht nicht die ganz großen Tempelanlagen und Monumentalbauten wie das Taj Mahal, dafür ist es für Touristen angenehmer. Hier ist es sehr heiß (über 30 Grad), weshalb sich vieles am oder im Wasser bzw. am Strand abspielt. In der südindischen Küche wird viel mit Bananen und Kokosnuss / -milch gekocht, Fischgerichte spielen eine große Rolle.


Eine der Hauptattraktionen sind die chinesischen Fischernetze, die seit Kubla Khan im 14. Jhd. zum Einsatz kommen und von mindestens vier Männern bedient werden müssen. Mittlerweile haben jedoch moderne Fangmethoden diese Technik weitgehend abgelöst. Der Fisch wird an vielen Ständen in der Stadt angeboten, in Restaurants kann er fangfrisch ausgewählt werden und wird dann zubereitet. Davon habe ich in den letzten Tagen schon reichlich Gebrauch gemacht, kostet doch ein ganzer Fisch zubereitet nur ca. 5 Euro. Lecker und spottbillig sind ebenfalls die großen Krabben (Prawns), die in einer scharfen Soße serviert werden. Gestern erlebte ich im Restaurant eine große Überraschung, als mir ein "Special-Tea" angeboten wurde. Auf Nachfragen handelte es sich dabei um Bier und ich dachte, ich hätte mich anfangs verhört. Tatsächlich wurde mir die Flasche Kingfischer-Bier in einer viktorianischen Teekanne und in einer dazu gehörigen Teetasse serviert. Mir wurde erklärt, dass der Wirt keine Lizenz für den Bierausschank hatte. Scheinbar wurde in letzter Zeit die Schankerlaubnis in Indien sehr stark eingeschränkt, mir ist aufgefallen, dass ich schon in Nordindien nirgendwo Bier bekam.

chinese fishernet - Kochi - Kerala
chinesische Fischernetz
Schulmädchen beim Musizieren auf dem Exerzierplatz
Schulmädchen beim Musizieren auf dem Exerzierplatz
Fähre von Vipeen-Island
Fähre von Vipeen-Island
Fischstand in Kochi
Fischstand in Kochi
Cherai-Beach, Kerala, South-India
einsamer Cherai-Beach

Cherai-Beach
Ein Juwel ist der endlos lange und völlig einsame Sandstrand Cherai-Beach, der sich 25 km außerhalb von Kochi auf Vypeen-Island liegt. Er gilt als Kochis bestgehütetes Geheimnis. Um dort hinzukommen, muss man mit der Fähre übersetzen und dann mit Taxi bzw. Motorrikscha weiterfahren - oder für wenige Cent sich in einen Lokalbus zwängen und die einstündige Busfahrt überstehen.  Ich habe mich für die zweite Alternative entschieden.

indische Strandmode
indische Strandmode
Backwater - Kerala -India
Backwater-Tour

Backwater-Tour
Einer der Hauptgründe nach Kerala zu reisen, ist - neben den Stränden - eine Backwaters-Tour. Bei den Backwaters handelt es sich um ein weit verzweigtes 900 km langes Wasserwege- und Kanalsystem im Hinterland der Küste. Da es jedoch auch Verbindungen zum offenen Meer gibt, handelt es sich dabei um Brackwasser. Es werden Touren in Form von Motorbooten, geführten Hausboottouren mit Übernachtungen oder Kanu- bzw. Stakbooten angeboten. Als Tourist ist man dabei i. d. R. in einer passiven Rolle und lässt sich fahren. Es wird Halt in Dörfern am Wasser gemacht, es wird Lunch serviert und einem das Dorfleben und das Herstellen von Kokosstricken gezeigt. Sehr touristisch organisiert - aber auch sehr entspannend (ich bin sogar während der Fahrt im Stakboot eingeschlafen, da ich die passive Zuschauerrolle nicht gewohnt bin). Man bekommt darüber hinaus eine Natur rund um das Wasser zu sehen, mit zahlosen Kokospalmen, Wasserlilien sowie viele Vögel- und andere am und im Wasser lebende Tiere. Ein Hightlight war der Kingfischer, der auf einer Stromleitung saß.

Exkurs: Fliegen in Indien und Nepal
Ursprünglich wollte ich mit der Bahn nach Südindien fahren. Das hätte für mich eine 54,5-stündige (!) Zugreise von Gorakhpur nahe der nepalesischen Grenze bis nach Kerala bedeutet. Trotz der negativen Erfahrungen mit Zugfahren in Indien zuletzt hätte ich es gemacht, wenn ichein Ticket für die 2AC oder 3AC-Klasse bekommen hätte. Doch diese Plätze waren schon im Oktober ausgebucht und die Warteliste voll besetzt. Dann blieb nur noch fliegen übrig. Ich habe also einen Flug mit 1 Stop Kathmandu-Delhi-Kochi gebucht. Der Flieger von Kathmandu hatte große Verspätung, so dass ich erst 20 Min. vor Abflug des Anschlussfluges nach Kochi in Delhi angekam. Zwar hatten alle Flüge in Kathmandu 2 Stunden Verspätung, was aber kein wirklicher Trost war. Ich bin also wie ein Blöder losgerannt, durch die Passkontrolle (endlose Schlange), den extrem aufwendigen Security-Check (endlose Schlange) und hatte noch die Hoffnung, dass auch der Weiterflug nach Kochi vespätet war. Ich kam 3 Minuten nach offiziellen Abflugzeit am Boarding-Schalter an. Der Flug nach Kochi war aber wahrscheinlich der einzige Flug auf dem gesamten indischen Subkontinent an diesem Tag, der pünktlich abhob. Die Dame vom Bodenpersonal am Schalter war noch da und teilte mir mit, dass der Flieger nach Kochi gerade abgehoben hat. Ich sollte zum Schalter 28 gehen, dort würde mir weitergeholfen. Was folgte, war der Klassiker: nachdem ich am Schalter 28 mein Problem geschildert habe, wurde ich an irgendeinem Haijopai verwiesen, dem ich ein wichtiges Dokument aushändigen musste (in dem Fall die Boarding-Karte für den Weiterflug mit dem Aufkleber des abgegebenen Gepäckstückes auf der Rückseite). Er verabschiedete sich daraufhin mit den  Worten "Wait here" von mir und wurde nie wieder gesehen. Nachdem ich eine Dreiviertelstunde gewartet habe, ging ich zurück zum Schalter 28, wo inzwischen ein Personalwechsel stattgefunden hatte. Ich wurde sofort nach dem Beleg für das Gepäckstück gefragt und antwortete, dass ich es dem Haijopai gegeben habe (ich habe mir extra noch den Namen aufgeschrieben). Den Haijopai kannte dort jedoch niemand. Nach langem Hin und Her hieß es, ich würde auf den nächsten Flieger nach Kochi um 18:00 Uhr gebucht werden und ein Zettel wurde ausgedruckt. Auf die Frage, was denn nun mit meinem Gepäck sei, bekam ich die Antwort, das käme dann wohl auch nach Kochi (so nach dem Motto: lassen wir ihn erst mal nach Kochi fliegen, dann sind wir das Problem hier los). Auf meine Nachfrage, wo das Gepäck denn derzeit sei, in Delhi oder bereits auf dem Weg nach Kochi, wollten sie einen Manager konsultieren, der sich darum kümmere. Dieser kam tatsächlich nach einiger Zeit. Er teilte mir erst mal mit, dass er wegen mir seine Mittagspause unterbrechen musste. Ansonsten war er jedoch sehr bemüht, mit mir nach meinem Rucksack zu suchen. Wir kamen dabei durch ein halbes Dutzend Türen und Sicherheitsschranken, bei den ich abwechselnd meinen Pass und den ausgedruckten Beleg vom Schalter 28 vorzeigen musste, wobei die Daten jeweils handschriftlich in ein Buch eingetragen wurden. Schließlich erreichten wir einen Raum, in dem tatsächlich mein Rucksack neben anderen Gepäckstücken lag. Auf dem Weg zurück das Gleiche: bei den Türen und Sicherheitsschranken musste ich wieder den Pass bzw. das Papier vorzeigen, damit die Daten in den Büchern wieder ausgetragen werden konnten. Schießlich kamen wir an einen "Assistance-Schalter", wo schon andere indische Reisende wegen vergleichbaren Problemen waren und herumbrüllten. Mir wurde gesagt, ich sollte mit dem Schrieb von Schalter 28 zu Schalter G gehen, dort würde mir die Boarding-Karte für den Weiterflug um 18:00 Uhr ausgestellt werden. Am Schalter G hieß es, sie könnten mir keine Boarding-Karte ausstellen, da der Flug bereits vollbesetzt werde. Stattdessen würden sie mich auf die (berüchtigte indische) Warteliste setzen. Ich sollte 45 Minuten vor Abflug nachfragen, ob es noch ungenutzte Restplätze gäbe. Inzwischen war ich mit den Nerven schon ziemlich unten. 45 Minuten vor Abflug gab es tatsächlich noch Restplätze, die Eingabe der Daten in den Rechner und die Abgabe meines Gepäckstückes war jedoch so kompliziert, dass ich wiederum erst 20 Minuten vor Abflug meine Boardingkarte erhielt. Es folgte deja-vu: Ich bin also wie ein Blöder losgerannt, durch die Passkontrolle (endlose Schlange), den extrem aufwendigen Security-Check (endlose Schlange) und hatte noch die Hoffnung, dass auch der Flug nach Kochi vespätet war. Ich kam 3 Minuten nach offiziellen Abflugzeit am Boarding-Schalter an. Diesmal hätte ich mich gar nicht so beeilen brauchen, denn der Flieger hatte eine halbe Stunde Verspätung. Im Flugzeug merkte ich dann, dass ich bei dem Securitycheck mein Fleece liegen gelassen habe, was ich dort ausziehen musste. Fazit: Fliegen in Indien ist auch nicht besser als Zug fahren. Morgen fahre ich zur Abwechselung wieder mit dem Zug nach Varkala, diesmal mit einem 2AC-Ticket.

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Kommentare: 5
  • #1

    Marita (Mittwoch, 04 Dezember 2013 14:02)

    So stressig die Fliegerei für dich war, so sehr habe ich mich über deine Beschreibung amüsiert. Der spezielle Hopfenblütentee war auch lustig. Da würde sogar mein Mann zum Teetrinker.

  • #2

    Birgit (Mittwoch, 04 Dezember 2013 18:02)

    Der Vogel auf dem letzten Foto ist ein Brahminenweih (Haliastur indus), ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen. Das klingt jetzt super gelehrt, aber Tante Google hat mir geholfen. Tolles Bild!

  • #3

    Frank (Mittwoch, 04 Dezember 2013 21:41)

    Es tut mir leid, dass Du beim Umsteigen mit dem Flieger einen solchen Stress hattest. Dagegen ging es mir ja beim Umsteigen in Istanbul noch gut, als ich mit drei Stunden Verspätung aus Kathmandu kommend zwar auch nicht viel mehr als 20 Minuten Zeit hatte und rennen musste, aber letztlich den Anschlussflug nach Berlin noch geschafft habe und sogar mein Gepäck noch mitkam.

    Wenigstens scheint es in Kerala - Südindien entspannt zuzugehen. Sehr schöne Bilder! Der Tee hätte mir auch geschmeckt! ;-)

  • #4

    Leila (Sonntag, 08 Dezember 2013 21:44)

    Also, ich fliege auch nach Südindien, toller Strand, leckerer Fisch, 30 Grad plus statt minus, gemütliche Bootstour und angesagte Strandmode-alles nach meinem Geschmack-, natürlich fliege ich mit meinem Privatjet oder mit Lufthansa hin, bloß nicht mit einem indischen Flieger-auch das würde ich nicht überleben!!!!!
    Manni, dein Bericht "Fliegen in Indien und Nepal" klang nach einem wahren Horrorfilm mit einer endlosen Wiederholungsschleife.
    Ich wünsche dir als nächstes den schönsten Strand und eine riesige Teekanne special tea!
    Bleib tapfer
    Leila

  • #5

    Siegfried (Samstag, 25 Januar 2014 09:10)

    Birgit hat Recht:
    Es ist die BRAHMINEN WEIHE (Brahminy Kite).
    Für sie ist der grösste Leckerbissen die geflügelte Termite, wenn sie im Monsun ihren vollgelaufenen Bau verlässt.

Reiseblog von Manfred Jansen

Dies ist der Reiseblog von Manfred Jansen. Von August 2013 bis Juli (?) 2014 befinde ich mich auf einer Weltreise. Diese führt mich zuerst nach Sambia (August), danach auf dem Landweg von Deutschland entlang der südlichen Seidenstraße über Zentralasien schließlich nach Indien und Nepal. Nach einem kurzen Weihnachtsurlaub zu Hause steht für das erste Halbjahr 2014 der südamerikanische Kontinent auf dem Programm.

 

Dieser Blog soll Verwandte, Freunde und Bekannte über den Verlauf meiner Reise und meinem aktuellen Standort informieren. Über Rückmeldungen würde ich mich freuen. Möglichkeiten der Kontaktaufnahme sind das Gästebuch und das Kontaktformular. Außerdem würde ich mich über Eure Kommentare freuen.

 

In diesem Sinne: Euch allen eine gute Zeit!

Manfred

 

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