Zurück vom Trek

Vulkan Descabezado
Gipfelglück: Auf dem Descabezabo mit drei Chilenen, die ich am Parkeingang getroffen habe.

Ich habe eine schwere Trekkingtour in den Anden in Zentralchile hinter mir. Kaum ein Tag
ohne mindestens 1.000 Höhenmeter Auf- und Abstieg. Am Beginn der Tour bin ich auf Florian getroffen, Alpenüberquerer mit dem Mountainbike und supersportlich. Er wollte zum Vulkan Descabezabo. Mein Weg für die ersten 3 Tage. Also sind wir zusammen gegangen. Er viel langsamer, damit ich mitkam und ich etwas schneller, als ich alleine gehen würde. Ging der Weg anfangs noch durch grünen Wald, wurde er später durch eine spektakuläre karge Hochgebirgslandschaft ersetzt, vorbei an Wasserfällen, mit Flussüberquerungen (die aber nicht so tief waren), aber auch immer wieder mit grünen Abschnitten, in denen bunte Blumen blühten und Kühe oder Pferde der Arrieros weideten.

Descazebado
steiler Aufstieg entlang den Bimssteinhängen

Aufstieg zum Vulkan Descabezado
Am dritten Tag stand der Aufstieg zum 3.900m hohen Descabezado an - wohl das härteste,
was ich in meinem Leben gemacht habe: 2.000 Höhenmeter am Stück. Die ersten 500 m haben wir noch am Vorabend zurückgelegt und auf dem Weg zum Vulkan im Zelt übernachtet. Belohnt wurden wir mit einem spektakulären Sonnenuntergang.
Das Schwierige war das Gelände: ein nicht enden wollender steiler Bimssteinhang. Man kann sich das etwa so vorstellen: man läuft auf einer ca. 30 cm Bimssteinschicht den Berg hoch (vergleichbar mit kleinen Tonkügelchen, wie sie in Blumentöpfen verwendet werden) . Bei jedem Schritt nach vorne rutscht man mit dem Standbein und anschließend mit dem Fuß, mit dem man auftritt, wieder ein Stück zurück. Nach wenigen Minuten sind die Wanderschuhe voll Bimssteinkugeln und man muss sie entleeren. Setzte man sich für eine Pause von 5 Minuten hin (was häufig vorkommt), und schaut wieder nache vorne, stehen die vor einem laufenden Chilenen quasi noch immer an der selben Stelle, so unerträglich langsam kommt man voran. Ab 3.000 m erschwerte die dünne Luft das Atmen. Hatte man anfangs noch Rückenwind, so pfiff er bald von der Seite oder von vorn. Florian ist inzwischen schon man vorgelaufen und will am Gipfel auf mich warten. Das hat er dann auch getan - 2,5 Stunden lang! Dabei war ich keinesfalls langsam. Außer ihm hat mich keiner überholt und
ich selbst habe ein halbes Dutzend Chilenen eingeholt. Oben gab es leider nicht viel zu
sehen - einen dicke Nebenschicht verhinderte den Ausblick. Einen kurzen Moment war jedoch der Blick auf das Büßereis frei. Der Abstieg war dann umso schneller. Wie Skifahrer sind wir die Bimssteinhänge heruntergerutscht. 2.000 Höhenmeter in 2 Stunden - auch das ist rekordverdächtig.

Bolson - Parque Ingles
Am Ziel: El Bolson

Nach dem Vulkan ist Florian wieder zurück gegangen und ich bin die Tour allein weiter gelaufen. Es war über Tage völlig einsam. Die Landschaftseindrücke waren überwältigend.
Extrem karge Landschaften durch die Berge, aber auch immer wieder an Flüssen mit grünen Minibiotopen entlang. Zwischendurch an heißen Thermalquellen vorbei, wo man in Becken mit Badewannentemperatur entspannen konnte. Unterwegs bin ich auch zwei wunderschönen Lagunen begegnet und schließlich habe ich sie doch noch kreisen gesehen: die Kondore, die dem Rundweg ihren Namen gaben.

Tren al Constitucion
Der Bummelzug nach Constitucion

Die Küstenregion bei Constitucion
Nach der Tour hatte ich noch ein paar Tage Zeit. Zuerst bin ich mit einer alten Minibahn an die Küste nach Constitucion gefahren. Dort gab es große Sanddünen zu bestaunen. Am Campingplatz bin ich auf zwei Chilenen getroffen: Jaime und Marissa. Sie haben mich mit ihrem Auto zu den Naturfelsen in Constitucion und zum Fischereihafen mitgenommen. Abends haben wir noch gegrillt - etwas wohltuend anderes als die Trekkingkost der letzten Woche.

Saltos de Arcoisis - Chile
Saltos de Arcoisis - man sieht den Regenbogen

Saltos de Arcoisis (Regenbogenwasserfälle)
Schließlich bin ich noch mal zurück in die Cordillera, um mir die fast unbekannten und schwer zugänglichen Saltos de Arcoisis (Geheimtipp) anzusehen. Durch eine Kombination von Busfahren, trampen und laufen habe ich sie erreicht. Sie sind so wenig bekannt, dass Familien, die drei Kilometer entfernt gezeltet haben und die ich nach dem Weg gefragt habe, nichts von ihnen wussten. Dabei waren sie überaus spektakulär.

Inzwischen bin ich zurück in Santiago und freue mich auf die Ankunft von Birgit am Dienstag.

Kommentar schreiben

Kommentare: 8
  • #1

    Leila (Sonntag, 16 Februar 2014 22:45)

    Gespannt habe ich auf deinen Bericht und deine Bilder gewartet und wurde durch diesen wunderbaren, spannenden und sehr lebendigen Bericht sowie spektakulären und wunderschönen Bildern mehr als belohnt.
    Deine Beschreibung vom Bimssteinaufstieg war ja unglaublich hart. Florian ist wahrscheinlich auch kein normaler Sterblicher, denn du bist doch eigentlich topfit.... Also eine bewundernswerte Leistung insgesamt ! Wünsche dir nun eine kurze Verschnaufpause! Was ist eigentlich aus den Flöhen geworden?

  • #2

    Florian (Montag, 17 Februar 2014 01:42)

    Das klingt gut..kein normaler Sterblicher zu sein.:-) war eine tolle Tour. Manfred, falls du irgendwann nach Patagonien noch Zeit in Chile hast, empfehle ich dir die Villarica Transverse, einsam, abwechslungsreich und einfach tolles Panorama. Viel Spass auf der Carretera

  • #3

    Peter (Montag, 17 Februar 2014 16:43)

    Schöner Bericht und tolle Bilder. Offenbar findest Du so langsam auch Gefallen an Flora und Fauna... Das mysteriöse Tier ist übrigens eine Schildkröte ohne Panzer ;-) Alternativ eine vollgefressene Perleidechse.

  • #4

    Susanne (Montag, 17 Februar 2014 22:36)

    Ja, ich schließe mich Peter an. So eine eine "Bimsteinwanderung" wäre nichts für mich, vor allem wenn dann auch noch die Belohnung mit der guten Sicht ausbleibt. Ich bin übrigens der Meinung der Meinung, dass das gesuchte Tier ein überernährter Feuersalamander ist. Die Farben sprechen doch eindeutig dafür. ;-)

  • #5

    Klaus (Montag, 17 Februar 2014 22:58)

    Hurra, die bloglose Zeit ist vorüber - und das Warten hat sich gelohnt.
    Wir werden wieder mit wunderschönen Bildern belohnt.

  • #6

    Susanne (Montag, 17 Februar 2014 23:08)

    Ein kleiner Nachtrag: Die hübsche Echse (grüner Kopf, blauer Schwanz) gehört zu der Familie der Leguanartigen, Liolaemus tenuis.

  • #7

    Manfred (Dienstag, 18 Februar 2014 01:33)

    Wow! Hier bei den Kommentaren geht es ja richtig ab! Vielen Dank für die vielen Hinweise und Lobe! Die Flöhe bin ich wohl endgültig los geworden, auch wenn ich zwischendurch ein paar Zweifel wegen ein paar Serienstichen / -bissen hatte.

  • #8

    Leila (Dienstag, 18 Februar 2014 23:40)

    Na endlich sind die Flöhe ertrunken, von Bimssteinen erschlagen oder von der Liolaemus Tenuis gefressen worden!

Reiseblog von Manfred Jansen

Dies ist der Reiseblog von Manfred Jansen. Von August 2013 bis Juli (?) 2014 befinde ich mich auf einer Weltreise. Diese führt mich zuerst nach Sambia (August), danach auf dem Landweg von Deutschland entlang der südlichen Seidenstraße über Zentralasien schließlich nach Indien und Nepal. Nach einem kurzen Weihnachtsurlaub zu Hause steht für das erste Halbjahr 2014 der südamerikanische Kontinent auf dem Programm.

 

Dieser Blog soll Verwandte, Freunde und Bekannte über den Verlauf meiner Reise und meinem aktuellen Standort informieren. Über Rückmeldungen würde ich mich freuen. Möglichkeiten der Kontaktaufnahme sind das Gästebuch und das Kontaktformular. Außerdem würde ich mich über Eure Kommentare freuen.

 

In diesem Sinne: Euch allen eine gute Zeit!

Manfred

 

http://individuell-unterwegs.de/rss/blog

Blogeinträge als RSS Feed abonnieren! (natürlich kostenlos).

Als dynamisches Lesezeichen / Favorit in Eurem Browser: orangenen Button anklicken.

Oder direkt in Eurem Email-Account integrieren! s. Blogeintrag vom 26.07.2013